Boßeln allgemein
Zum Spiel:
Es handelt sich hierbei um eintraditionelles ostfriesisches Spiel. Ziel des Spiels ist es, mit einer Kugel weite Würfe zu erzielen, um so eine festgelegte Strecke mit möglichst wenigen Würfen zurückzulegen. Im Gegensatz zum Klootschießen, einem anderen friesischen Spiel, wird die Kugel beim Boßeln nicht geworfen sondern gerollt. Die am häufigsten ausgeübte Form ist das Straßenboßeln. Um weite Würfe erzielen zu können, muss der Werfer die Straße richtig „lesen“. Gute Würfe sind auf der Straße nur möglich, wenn Unebenheiten und Neigungen im Wurf einkalkuliert sind – ansonsten würde die Kugel schnell die Strecke verlassen und liegen bleiben. Boßelkugeln gibt es in unterschiedlichen Größen, Gewichten und Materialien. Die Art der Kugel ist abhängig von der jeweiligen Region, und Frauen und Kinder werfen mit kleineren Durchmesser und Gewicht. Es kommen Holz-, Kunststoff- und Gummikugeln zum Einsatz. Unverzichtbar bei Strecken mit Gräben ist ein „Kescher“ oder auch Sucher genannt, zum schnelleren herausholen der Kugel aus dem Gebüsch oder dem Graben.
Historie:
Der Ursprung des Boßelns lässt sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Fest steht, dass sich das Boßeln aus dem viel älteren Klootschießen entwickelt hat. Im Gegensatz zum Boßeln wird beim Klootschießen eine viel kleinere Kugel auf einer Wiese geworfen und nicht gerollt.
Zur Entstehungsgeschichte des Boßelns gibt es mehrere Theorien. Klootschießen konnte nur bei klarem Frostwetter durchgeführt werden, da die Kugel bei weichem Untergrund eingesunken wäre. Um nicht auf das Klootschießen verzichten zu müssen, wich man auf befestigte Straßen und Wege aus. Den Straßenverhältnissen angeglichen veränderten sich Wurftechnik und Material. Die Kugel wurde größer und schwerer, um größere Wurfweiten zu ermöglichen, konnte dadurch aber nicht mehr mit der Klootschießer-Technik geworfen werden. Der heutige „Unterhand-Wurf“ war entstanden.
Eine andere Theorie sieht den Grund in der immer komplizierter werdenden Technik des Klootschießens. Immer mehr Sportler, vor allem der älteren Generationen, waren nicht in der Lage, mit der üblich gewordenen Technik, dem Armkreisen, zu werfen. Daher wurde es notwendig, eine neue Wurfdisziplin zu entwickeln, die mehr auf das Können der Älteren abzielte. Für die neue Disziplin wurde ein größeres und schwereres Gerät ausgewählt, welches das Werfen mit Armkreisen nicht mehr zuließ.
Mündlichen Überlieferungen zufolge ist das Boßeln dem Kegeln entsprungen. Kegeln wurde früher auch im Freien, auf dafür errichteten Bahnen durchgeführt. Kegelkugeln sind demnach die ersten Boßelkugeln, mit denen ursprünglich auf Feldern geworfen wurde. Als Gründe für die Übertragung des Boßelns auf die Straßen werden vor allem die Witterungsabhängigkeit, immer dichtere Besiedelung und natürliche Hindernisse in der Landschaft gesehen.
Zur gleichen Zeit, als in Deutschland die ersten Sportvereine gegründet wurden(um 1900), schlossen sich nach und nach auch die Boßler und Klootschießer zu Vereinen zusammen.
Bis zu den Weltkriegen war Klootschießen die Hauptdisziplin des Friesensports. Erst nach dem zweiten Weltkrieg erfuhr das Boßeln einen großen Aufschwung und dominiert heute den Friesischen Klootschießer-Verband. Vereine wurden aber nicht nur in Ostfriesland gegründet: Auch in der Lüneburger Heide, Osnabrück, Nordrhein-Westfalen und im Nordharz fand der Sport seine Anhänger. Neben den genannten Regionen wird Boßeln in gleicher oder leicht veränderter Form in Holland, Irland, Italien und Schleswig Holstein betrieben.
Boßeln ist kein reiner Freizeit- und Breitensport. In regelmäßigen Abständen finden neben den regional organisierten Wettkämpfen auch Landes- und Europameisterschaften statt.
Die Regeln: (vereinfacht)
Zu Beginn eines Spiels werden zwei Mannschaften aufgestellt. Jede Mannschaft besteht aus mindestens fünf Personen. Die Reihenfolge der Werfer jeder Mannschaft ist vor Spielbeginn eindeutig festzulegen. Während des Spiels ist die Reihenfolge einzuhalten.
Jede Mannschaft erhält eine Boßelkugel. Die erste Mannschaft wirft am Startpunkt in die vorgegebene Richtung. Der erste Wettkämpfer der gegnerischen Mannschaft wirft ebenfalls von der Startlinie ab und versucht, die größtmögliche Weite zu erreichen. Abwurfpunkt für den Wurf des 2. Mannschaftsmitgliedes ist die Stelle, wo die Boßelkugel der eigenen Mannschaft nach dem Ausrollen liegen geblieben ist. Sollte die Kugel im Straßenseitenraum bzw. im Graben ausgerollt sein, wird der Abwurfpunkt rechtwinklig dazu auf der Straße markiert. Die Mannschaft deren Kugel zurückliegt macht den nächsten Wurf. Die Kugel wird über das Ziel hinausgeworfen und die Meterzahl notiert, um bei einem Gleichstand den Sieger zu ermitteln. Sieger ist die Mannschaft, die zum Spielende die wenigsten Würfe und die meisten Meter vorweisen kann.
Diese Regeln weichen von den Ostfriesischen Regeln ab. Nähere Infos über Regeln, Kugeln und Technik des Werfens findet man auf der Seite Boßelversand Gerdes. Dort können auch Kugeln und Zubehör bestellt werden.
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